Die dritte afo am Land-Abendveranstaltung zum Smart Village Mühlviertler Kernland am Beispiel Götschka war der Frage gewidmet, wie sich gemeinschaftliches Wohnen und Arbeiten rechtlich und finanziell organisieren lässt. Als Experte war der Mitgründer und Geschäftsführer der „Wohnprojekte Genossenschaft“ (die WoGen) Heinz Feldmann eingeladen. Die WoGen ist Österreichs erste und einzige Bauträgerin, die ausschließlich gemeinschaftliche Wohnprojekte verwirklicht. Selbstbestimmung, Selbstverwaltung und soziokratische Organisation sind Grundprinzipien der Genossenschaft.
Heinz Feldmann gab einen kurzweiligen, sehr informativen Überblick über die unterschiedlichen Möglichkeiten sowie Vor- und Nachteile der rechtlichen Organisationsform, zu Eigentum und zu Finanzierung:
Rechtsformen
Die Wahl der passenden Rechtsform (von Verein, Wohnungseigentümergemeinschaft über Gmbh oder KG bis hin zur Genossenschaft ) gibt mitunter den Ausschlag, ob ein Projekt überhaupt gelingt. Bisher haben sich vor allem Kombinationsmodelle von GmbH- und Vereinsstruktur bewährt. Mit Blick auf die Integration von Gewerbe innerhalb eines Projekts empfiehlt es sich, die geschäftlichen Nutzungen rechtlich eigenständig, unabhängig vom Wohnen, zu organisieren.
Eigentum
„Kein“ Eigentum gibt es nicht. Die Frage ist vielmehr, ob Eigentum individuell oder gemeinschaftlich organisiert wird. Aus bisherigen Erfahrungen mit vergleichbaren Projekten lässt sich laut Feldmann Gemeinschaftseigentum als eindeutige Empfehlung ableiten, vor allem, um den Fortbestand des Projektes auch über Wohnungswechsel und über Generationen hinweg zu sichern. Wichtig sind dabei vor allem faire, einfach nachvollziehbare und am besten unanfechtbare Spielregeln für einen möglichen Ausstieg aus einem Projekt.
Finanzierung
Ein gewisser Prozentsatz an Eigenmitteln ist unbedingt erforderlich. Darüber hinaus bieten sich neben dem klassischen Bankkredit alternative Finanzierungsformen an. Das Modell „Vermögenspool“ (entwickelt von Markus Distelberger) ist mittlerweile erprobt und funktioniert. Auch eine Finanzierung über private Nachrangdarlehen (wie beim Linzer Projekt „habitat“) ist eine Möglichkeit.
Nächster Termin: 12. März 2020, 19:00 Uhr, Thema: Wieviel ICH im WIR ? im Veranstaltungszentrum amsec IMPULs, Hagenberg. Anmeldung: anmeldung@smartvillage.or.at
Buchtip: Bauen und Wohnen in Gemeinschaft – Birkhäuser Verlag (siehe Foto)
Filmtip: Rettet das Dorf ab 28.2020 im Kino